Freitag, 10. Juni 2016












Die Kriege der nächsten Jahre
zu den Artikeln vom 8. Juni und 9. Juni 2016 hier der 3. Teil.

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Newsletter vom 10.06.2016 - Die Kriege der nächsten Jahre (Teil 3)

BERLIN (Eigener Bericht) - Zwecks Rekrutierung von Jugendlichen
führen die deutschen Streitkräfte am morgigen nationalen "Tag der
Bundeswehr" offensive Kriegsoperationen vor. Im sächsischen
Frankenberg etwa, wo Bundesverteidigungsministerin Ursula von der
Leyen (CDU) die Veranstaltung mit einer Rede eröffnen wird, will die
Truppe den "Angriff eines verstärkten Panzergrenadierzuges mit
Schützen- und Kampfpanzern" demonstrieren. Auch im niedersächsischen
Munster sollen Besucher ein "einsatzähnliches Szenario" zu sehen
bekommen, bei dem "alle modernen Gefechtsfahrzeuge" des Heeres "in
Action" gezeigt werden. Während die deutschen Streitkräfte bei
diesen Gelegenheiten an die Technikbegeisterung und Abenteuerlust
ihres potentiellen Nachwuchses appellieren, verweisen sie an ihren
Universitätsstandorten Hamburg und München auf die dort vermeintlich
anzutreffenden "perfekten" Studienbedingungen. Zudem präsentiert sich
die Truppe beim "Tag der Bundeswehr" als besonders
familienfreundlicher "Arbeitgeber": Integraler Bestandteil aller
Veranstaltungen ist stets ein ausgefeiltes "Kinderprogramm".

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http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/59384












Unsere Parteienlandschaft

Es hat sich nichts verändert in den Parteien. Der folgende Artikel von Kurt Tucholsky, unter seinem Pseudonym Ignaz Wrobel im Jahre 1931 in der „Weltbühne“ geschrieben, zeigt uns die Verlogenheit der Parteien aller Couleur.

Damit hat Kurt Tucholsky seinen Weitblick und Kritik am damaligen System ausgedrückt. Hat sich am Parteienverhalten etwas geändert? Hat sich an der Einstellung unserer Politiker etwas verändert?

NEIN, es hat sich nichts verändert, es wird weiter gewurschtelt, vertuscht und gelogen.

Hans-Jürgen Heyne

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Parteiwirtschaft
Von Ignaz Wrobel,
erschienen in der „Weltbühne“ vom 6. Oktober 1931

Wie wäre es, wenn man einmal einen dämlichen kleinen Trick aus unseren Politik entfernte, der darin besteht, jeder grade an der Macht befindlichen Partei vorzuwerfen, sie betreibe Parteiwirtschaft –? Ja, was soll sie denn eigentlich sonst betreiben –? Das Wohl der Allgemeinheit ..., ich weiß schon. Aber ich möchte nur einmal wissen, wozu denn Wahlen und Propaganda und Parteikampf da sein sollen, wenn nicht zu dem alleinigen Zweck, eine Partei an die Macht zu bringen. Und wenn sie dort angekommen ist, was hat sie zu tun? Natürlich ihre Macht zu gebrauchen. Das haben alle Parteien begriffen, mit Ausnahme der SPD, der man sehr zu Unrecht den Vorwurf macht, sie mißbrauche ihre Machtstellung. Sie hat gar keine. Es mag ja sein, daß die Pöstchenverteilung für ihre Mitglieder angenehm ist – ihre Macht hat sie nie richtig benutzt: sie hat stets nur Kompromisse gemacht, und die zu ihrem Schaden. Sind die Rechten an der Macht, so benutzen sie ihre Macht, und sie tun recht daran. Und das Zentrum ... aber das ist ja in Deutschland immer an der Macht. 

Die Zeitungen kreischen gegen Moskau, und das Land wird von Rom regiert.
Doch sollte man mit jener tiefen Unehrlichkeit aufhören, jeder Regierung vorzuwerfen, sie sei eine Parteiregierung. Natürlich ist sie das, und das soll sie auch sein. Das aber in Deutschland der Begriff »Partei« bis auf das Rinnstein-Niveau gesunken ist, das ist eine andre Sache, und hier sollte man zupacken. Der Rest ist Heuchelei.

Das Niveau, auf dem sich die meisten deutschen politischen Debatten bewegen ist kaum noch zu unterbieten. Sieht man von einigen Jugendbünden ab, die sich, besonders sehr weit rechts und sehr weit links, ernsthaft um einen gesunden Kampf bemühen, das heißt, die den Gegner nicht bagatellisieren und ihn nicht fortdisputieren, sondern die wirklich antreten – dann bleibt ein Meer von Lügen. Man sehe sich etwa, wenn man die Geduld dazu aufbringt, diese unsägliche Hitlerpresse an: wie das der Regierung vorwirft, das Land nach Prinzipien zu regieren, also genau das zu tun, was jene tun wollen. Es ist mehr als jämmerlich, was da getrieben wird.

Zu bekämpfen ist allein die Parteiwirtschaft, die sich nicht offen als solche bekennt, sondern die vorgibt, für das große Ganze zu arbeiten, so, wie die katholische Kirche gern »die Natur« vorschiebt, wenn sie ihr Dogma meint. Sagt, was ihr wollt, und sagt, was ihr tut, wenn ihr an der Macht seid. Euch dann noch Parteiwirtschaft vorzuwerfen, ist die Negierung jeder Politik.
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Dazu noch ein Zitat von Kurt Tucholsky


"Kaufen, was einem die Kartelle vorwerfen; lesen, was einem die Zensoren erlauben;
glauben, was einem die Kirche und Partei gebieten.
Beinkleider werden zur Zeit mittelweit getragen.
Freiheit gar nicht"

(Kurt Tucholsky 1890-1935)
Schriftsteller Zeitkritiker gegen den Nationalsozialismus und Militarismus