Samstag, 21. März 2020


Ein satirisches Zuckerl
aus Österreich

Von Gerald Grosz, LESEN und HÖREN Sie selbst:

Requiem auf die EU

In großer Trauer und tiefer Betroffenheit verkünden wir dieser Tage, dass die Europäische Union in ihrem 69. Lebensjahr an den Folgen des räudigen Corona-Virus von ihrem jahrzehntelangen Delirium befreit und nun sanft entschlafen ist, dahingerafft im Totenbett ihrer eigenen Sinn- und Nutzlosigkeit. Von wahrhaften Idealisten 1951 als Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl gegründet, um nach der größten Katastrophe – dem II. Weltkrieg – dauerhaften Frieden am Kontinent zu sichern, Krisen und Katastrophen gemeinsam zu bestehen, entwickelte sie sich im Laufe der Jahre zu einem schwerfälligen Schönwetterverein überbezahlter Technokraten, Realitätsverweigerer, Gurkenkrümmer und Bankenretter. Die letzten Wochen waren von Müßiggang geprägt, die amtierenden Verantwortungsträger versteckten sich feig hinter den leeren Cognac-Flaschen ihrer Vorgänger, schliefen in der Pendeluhr. Ja, der Nachruf auf die Europäische Union ist rasch geschrieben und realer als je zuvor. Mit jeder nationalstaatlichen Maßnahme im Rahmen der Corona-Krise, mit jeder selbständigen Grenzschließung zwischen den einzelnen Ländern, mit jedem weiteren Shutdown eines Mitgliedsstaates zeigt sich die Unfähigkeit, Hilflosigkeit der Europäischen Union und ihrer Institutionen im tatsächlichen Krisenfall. Die Staats- und Regierungschefs selbst düpieren mit ihrem wahren Feuerwerk an Einzelmaßnahmen und Schnellschüssen die Brüsseler Führung, reduzieren die Kommission auf beamtete Kastraten, auf Scheintote der Weltgeschichte. Zurecht? Ja, denn wir erinnern uns. Vor Wochen, als Norditalien den ungleichen Kampf David gegen Goliath, sinnbildlich für das nicht vorhandene Gesundheitssystem gegen den Coronavirus, ausstritt, war es die EU, die sich bequem auf die Zuschauergalerie zurückzog und so die europaweite Ausbreitung erst möglich machte. Während weltweit das Feilschen um jede Grippemaske, jede Beatmungsmaschine, jedes Stück Schutzkleidung einsetzt, nimmt die Kommissionspräsidentin überhaupt erstmal einmal Kenntnis vom Ausmaß der Katastrophe. In diesem Punkt folgt sie zumindest der Linie ihrer politischen Ziehmutter Merkel - im Versagen sind sich die guten Damen sehr ähnlich. Während im Zuge der Bankenkrise 2008 binnen Stunden ein wahres Potpourri an milliardenschweren Rettungsschirmen über die Köpfe der Spekulanten gespannt wurde, das europäische Werk auf Hochbetrieb lief, herrscht nunmehr – wenn es um Europas Realwirtschaft geht – bedrückende Still. Kein Rettungsschirm, kein ESM-Europäischer Schutzmechanismus für Klein-Betriebe. Ja, die Gründungsidee war die wirtschaftliche Zusammenarbeit. Nun sieht die Kommission tatenlos dem Untergang der europäischen Wirtschaft zu, schreibt das Requiem auf den Arbeitsmarkt. Der einfache Bürger antwortet mit seinem Nachruf auf die EU, die Trauer wird sich in Grenzen halten: Die EU, das erste große Opfer des Corona-Virus und alle applaudieren erleichtert.

Und hier sehen Sie selbst: