Ein
satirisches Zuckerl
aus
Österreich
Von Gerald Grosz, LESEN
und HÖREN Sie selbst:
Requiem auf die EU
In großer Trauer und
tiefer Betroffenheit verkünden wir dieser Tage, dass die Europäische
Union in ihrem 69. Lebensjahr an den Folgen des räudigen
Corona-Virus von ihrem jahrzehntelangen Delirium befreit und nun
sanft entschlafen ist, dahingerafft im Totenbett ihrer eigenen Sinn-
und Nutzlosigkeit. Von wahrhaften Idealisten 1951 als Europäische
Gemeinschaft für Kohle und Stahl gegründet, um nach der größten
Katastrophe – dem II. Weltkrieg – dauerhaften Frieden am
Kontinent zu sichern, Krisen und Katastrophen gemeinsam zu bestehen,
entwickelte sie sich im Laufe der Jahre zu einem schwerfälligen
Schönwetterverein überbezahlter Technokraten, Realitätsverweigerer,
Gurkenkrümmer und Bankenretter. Die letzten Wochen waren von
Müßiggang geprägt, die amtierenden Verantwortungsträger
versteckten sich feig hinter den leeren Cognac-Flaschen ihrer
Vorgänger, schliefen in der Pendeluhr. Ja, der Nachruf auf die
Europäische Union ist rasch geschrieben und realer als je zuvor. Mit
jeder nationalstaatlichen Maßnahme im Rahmen der Corona-Krise, mit
jeder selbständigen Grenzschließung zwischen den einzelnen Ländern,
mit jedem weiteren Shutdown eines Mitgliedsstaates zeigt sich die
Unfähigkeit, Hilflosigkeit der Europäischen Union und ihrer
Institutionen im tatsächlichen Krisenfall. Die Staats- und
Regierungschefs selbst düpieren mit ihrem wahren Feuerwerk an
Einzelmaßnahmen und Schnellschüssen die Brüsseler Führung,
reduzieren die Kommission auf beamtete Kastraten, auf Scheintote der
Weltgeschichte. Zurecht? Ja, denn wir erinnern uns. Vor Wochen, als
Norditalien den ungleichen Kampf David gegen Goliath, sinnbildlich
für das nicht vorhandene Gesundheitssystem gegen den Coronavirus,
ausstritt, war es die EU, die sich bequem auf die Zuschauergalerie
zurückzog und so die europaweite Ausbreitung erst möglich machte.
Während weltweit das Feilschen um jede Grippemaske, jede
Beatmungsmaschine, jedes Stück Schutzkleidung einsetzt, nimmt die
Kommissionspräsidentin überhaupt erstmal einmal Kenntnis vom Ausmaß
der Katastrophe. In diesem Punkt folgt sie zumindest der Linie ihrer
politischen Ziehmutter Merkel - im Versagen sind sich die guten Damen
sehr ähnlich. Während im Zuge der Bankenkrise 2008 binnen Stunden
ein wahres Potpourri an milliardenschweren Rettungsschirmen über die
Köpfe der Spekulanten gespannt wurde, das europäische Werk auf
Hochbetrieb lief, herrscht nunmehr – wenn es um Europas
Realwirtschaft geht – bedrückende Still. Kein Rettungsschirm, kein
ESM-Europäischer Schutzmechanismus für Klein-Betriebe. Ja, die
Gründungsidee war die wirtschaftliche Zusammenarbeit. Nun sieht die
Kommission tatenlos dem Untergang der europäischen Wirtschaft zu,
schreibt das Requiem auf den Arbeitsmarkt. Der einfache Bürger
antwortet mit seinem Nachruf auf die EU, die Trauer wird sich in
Grenzen halten: Die EU, das erste große Opfer des Corona-Virus und
alle applaudieren erleichtert.
Und
hier sehen Sie selbst: